Die Starken Männer der Nation

06.-11. September 2022

Mount Rushmore, eines der großen Wahrzeichen dieses Landes – die vier Präsidenten: George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt. Der Künstler Korczak Ziokowski (1908-1982) hat damit das seinerzeit die größte Steinskulptur geschaffen. Wer hat diese in Granit gehauenen Riesenköpfe nicht schon, zumindest auf Bildern, gesehen. Aber was ist mit Crasy Horse, dem Gegenstück der Native Americans? Für uns viel beeindruckender und aussagekräftiger als die Mt. Rushmore, aber dazu später.

Schon von der Straße, die zum Monument führt, kann man die Präsidenten gut erkennen.

Im Vordergrund die Flaggen der 50 Bundesstaaten mit Beitrittsdatum alphabetisch angeordnet.

Und das war´s dann schon. Das große Monument live zu sehen ist cool, aber der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen.

Einen Abstecher nach Custer an Crazy Horse vorbei zum Tanken und Einkaufen. Der Echo Valley Park Campground ist in Laufweite, am Fuße von Crazy Horse gelegen. Hier campieren wir die nächsten Tage.

7.September 2022

Heute ist Reginas Geburtstag. Wie immer bin ich früh wach, genieße die Ruhe und das ganz besondere Licht im Morgengrauen. Im den Sonnenaufgang. mache einen Spaziergang in Richtung Crazy Horse.

Ganz links im Bild: Crazy Horse.

Die Sonne geht hinter Schleierwolken auf.

Crazy Horse Memorial im Sonnenaufgang.

Crazy Horse blickt Richtung Osten, dem Sonnenaufgang entgegen. So wie die katholischen Kirchen gebaut sind: Altarraum immer nach Osten. Ich weiß nicht, ob der Vergleich für die Native Americans oder die katholische Kirche angemessen ist. Für mich als offener Christ schon.

Auf dem Rückweg spreche ich Molly an, die mit Eltern, Mann und zwei Kindern hier Urlaub machen. Ich frage sie, ob sie mir eine Tischdecke für den Geburtstag meiner Frau leihen kann. Ganz selbstverständlich holt sie eine hübsche karierte Plastiktischdecke. Dann bietet sie mir noch Geburtstageskuchen von ihrem Sohn an, der gestern Geburtstag hatte. Welch freundliche Menschen wir immer wieder begegnen. Später schenkt mir ihr Mann noch zwei Päckchen getrocknete Würste von ihrer Farm, sie züchten Longhorns in Oregon.

Kennzeichen von Mollies Pickup. „Don´t Treat on my”: Soviel wie: „Lass mich in Ruhe“, oder “lass mir meine Freiheit“.

Geburtstagsfrühstück für Regina mit Tischdecke und Geburtstagskuchen von den freundlichen Nachbarn. Die Kette hatte ich von einer Tuscorora an den Niagara Fällen gekauft: Büffelhorn, vom Neffen und der Nichte hergestellt.

Ich mache mir wieder „Cooked Breakfast“: Speck, Zwiebel und Spiegelei auf amerikanischem Brot. Das hält bis zum Abendessen.

Auch Carlos mag es lieber deftig. Die Reste von gegrillten Lamm vom Vorabend ?

Spaziergang mit Carlos, er liebt es bis zum Bauchnabel zu baden.

Auf dem Rückweg treffe ich Dan, er ist gerade am Umzug aus der Hütte nach Hot Springs, SD. Wir unterhalten und über das Leben, Kindererziehung, die aktuelle Politik, die 69er Woodstock und Vietnam (er ist Navy-Veteran)…

Dan mit seiner deutschen Schäferhündin. Eine willkommene Spielgefährtin für Carlos.

Nach der vielen Fahrerei durch South Dakota, ein entspannter Tag im Schatten.

… oder den Generator wieder zum Laufen bringen ?

8. September 2022

Kleine Wanderung zum Crazy Horse Memorial. Heute ist es nicht mehr so heiß wie die letzten Tage.

Nachdem Korczak Ziolkowski Mt. Rushmore fertiggestellt hatte, wurde Chief Henry Standing Bear 1939 auf der Weltausstellung auf ihn aufmerksam und lud ihn nach Black Hills ein, Crazy Horse zu schaffen, „damit der weiße Mann weiß, dass der Rote Mann auch Helden hat“ Korczak nahm den Auftrag nach langer Überlegung an. Ruth Ross (1926-2012), seine Frau, folgte ihm. Sie hatten zehn Kinder, die an der Umsetzung des Traums von Crazy Horse teilhatten. Das Projekt wird heute von den Nachkommen ohne staatliche Unterstützung weitergeführt.

Die Vision von Crazy Horse: (Lakota, +1843? – *1877): Mit 14 Jahren nachdem er den Tod von Häuptling Conquering Bear erlebt hatte, ging er allein auf einen Berg von Beaver Mountain, Nebraska, und erlebte eine Vision. Er lag da drei Tage und drei Nächte ohne Essen und Trinken, bevor er in Trance verfiel. Nach der Vision wurde er ein spirituelle Führer.

Im Vordergrund ein Modell von Crazy Hore.

Das Denkmal soll den Geist von Crazy Horse an sein Volk ausdrücken. Auf die Frage an Crazy Horse: „Wo ist dein Land heute?“ antwortet er: „Mein Land ist wo mein toter Körper begraben liegt.“

Black Hills, hier wird das Monument entstehen.

Die Anfänge der Arbeiten.

2022, die weltweit größte Steinskulptur, da ist noch viel Arbeit – ich werde die Vollendung wohl nicht mehr erleben.

Das Museum bereichert unser Verständnis von den Native Americans. Eine Live Ringtanz-Aufführung von Star, einer Lakota, übersetzt:  „die Freundlichen“, bringt uns die Kultur näher. Wir unterhalten uns im Anschluss mit ihr und erfahren von den aktuellen Entwicklungen aber auch von der finsteren Vergangenheit in den Reservaten. Wir erleben eine lebensfrohe, engagierte junge Frau.

Star, Lakota Künstlerin.

Mit dem Tanz erzählt die Künstlerin die eigene (Lebens-) Geschichte. Jeder Ring mit den unterschiedlichen Farben hat eine Bedeutung. Die Form der Ringkombination können Tiere, Waffen … oder Eigenschaften sein.

Finale.

Ich spreche zwei ältere indigene Männer an und frage sie nach ihrer Herkunft. Sie erzählen mir bereitwillig, dass sie Orgi-Cree sind, was bedeutet: „in der Mitte von Seautau und Cree tribs“, aus Kanada an der Grenze zu North Dakota. Der Stamm hat 12.000 „Mitglieder“ und lebt die traditionelle Lebensweise mit Jagt und Fischfang. Der Ältere der Beiden sagte: „Wir leben ein glückliches Leben.“ Keine Spur von Verbitterung über die Vergangenheit oder die gegenwärtige Situation. So viel Wäre, die diese Menschen ausstrahlen! Der ältere Orgi-Cree wendet sich sofort Joshua zu, als dieser dazustößt uns spricht ihn freundlich an. Das zeigt wie zugewandt und respektvoll sie den Jungen Menschen gegenüber sind und welcher Stellenwert die Jugend einnimmt. Anders als oft in unserer Gesellschaft.